Ein Glossar zu „Fragen in der Mediation“

Dr. Christa Schäfer

Fragen sind das Herzstück jeder Mediation. Sie öffnen Türen, schaffen Verständnis und führen Schritt für Schritt vom Konflikt zur Klärung. Doch Frage ist nicht gleich Frage: Manche laden zum Erzählen ein, andere bringen Struktur, wieder andere ermöglichen Perspektivwechsel oder leiten zu Lösungen über. Die Kunst der Mediation liegt darin, im richtigen Moment die passende Frage zu stellen – achtsam, respektvoll und zielgerichtet. Deshalb hier ein Glossar zu „Fragen in der Mediation“.

In diesem Glossar findest du eine Übersicht über verschiedene Fragearten, ihre Wirkung, typische Einsatzmöglichkeiten und konkrete Beispiele. Es ist eine Einladung, genauer hinzuschauen, welche Fragen in der Mediation wann wirklich weiterhelfen – und wie sie dazu beitragen, dass Menschen sich gehört und verstanden fühlen und handlungsfähig bleiben.

Damit du besser folgen kannst, hier noch einmal ein Überblick über die Mediationsphasen (in meinem Sprachgebrauch):

Phase 1: Gesprächseinstieg und der Sichere Rahmen
Phase 2: Konfliktdarstellung (auch Themensuche genannt)
Phase 3: Konflikterhellung (auch Klärungsphase
oder Gefühls-/Bedürfnis-/Interessenserkundung genannt)
Phase 4: Lösungssuche und Vereinbarung

Inhalt

Alternativfragen

Alternativfragen geben zwei oder mehrere Auswahlmöglichkeiten vor. Sie helfen, Entscheidungen zu strukturieren oder Gedanken zu konkretisieren. Sie können Orientierung bieten, schränken aber auch den Denkraum ein.

In der Mediation sind Alternativfragen sehr sparsam eingesetzt werden, und wenn, dann entweder in der Phase der Themensuche oder in der Lösungs- und Vereinbarungsphase, wenn Optionen verglichen oder Prioritäten geklärt werden sollen. Sie eignen sich gut, um den Entscheidungsprozess zu lenken, sollten aber eher selten werden, damit keine einseitige Beeinflussung entsteht.

Beispiel: „Möchten Sie das Thema lieber heute ansprechen oder beim nächsten Treffen?“

Bestätigungsfragen

Bestätigungsfragen dienen dazu, das Verständnis des Gesagten zu prüfen und Missverständnisse zu vermeiden. Sie signalisieren aktives Zuhören und Wertschätzung.

In der Mediation werden sie in allen Phasen genutzt, besonders jedoch in der Konfliktdarstellung und in der Konflikterhellung, um sicherzustellen, dass die Mediatorin oder der Mediator die Aussagen korrekt interpretiert. Sie fördern Vertrauen und gegenseitiges Verständnis.

Beispiel: „Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie sich mehr Unterstützung vom Team wünschen?“

Empathische Fragen

Empathische Fragen greifen emotionale Aspekte auf und helfen, Gefühle zu benennen oder zu vertiefen. Sie entstehen aus echtem Mitgefühl und zielen darauf, Resonanz herzustellen.

In der Mediation sind sie besonders in der Gefühls- und Bedürfniserkundung wertvoll, um den emotionalen Kern eines Konflikts sichtbar zu machen. Sie können auch deeskalierend wirken, wenn sie mit Einfühlungsvermögen gestellt werden.

Beispiel: „Wie war das für Sie, als Sie gemerkt haben, dass niemand reagiert hat?“

Feenfrage

Die Feenfrage ist die kindgerechte Variante der Wunderfrage. Sie stammt ebenfalls aus der lösungsorientierten Arbeit und nutzt ein spielerisches, magisches Bild, das Kinder emotional anspricht und ihre Vorstellungskraft aktiviert. Durch die Vorstellung einer guten Fee, die Wünsche erfüllen kann, fällt es Kindern leichter, über ihre Bedürfnisse, Hoffnungen und Lösungswünsche zu sprechen.

In der Mediation mit Kindern – etwa in der Schule oder in der Ergänzenden Förderung und Betreuung – wird die Feenfrage häufig kurz vor oder in der Lösungsphase eingesetzt, um Zuversicht und Kreativität zu fördern.

Beispiel: „Wenn heute Nacht eine gute Fee kommen würde und sie dir drei Wünsche erfüllen würde, was würdest du dir wünschen?“

Fokussierende Fragen

Fokussierende Fragen helfen, aus einer Vielzahl von Themen den zentralen Punkt herauszuarbeiten. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche und geben Struktur.

In der Mediation sind sie in der Themensammlung und Interessenklärung nützlich, um sich nicht zu verzetteln und die Gesprächsenergie gezielt zu steuern. Sie fördern Klarheit und Orientierung, insbesondere bei komplexen Konflikten.

Beispiel: „Was ist Ihnen in diesem Konflikt im Moment am wichtigsten?“
„Wie kann ich mir das genau vorstellen, was das passiert ist?“

Fragen nach Ausnahmen

Fragen nach Ausnahmen stammen aus der lösungsorientierten Arbeit und richten den Blick auf Situationen, in denen das Problem nicht aufgetreten ist. Sie stärken die Selbstwirksamkeit und machen Ressourcen sichtbar.

In der Mediation sind sie ideal für den Übergang von der dritten Phase (Konflikterhellung) in die vierte Phase (Lösungssuche). Also für die Lösungsentwicklung, wenn festgefahrene Konflikte neue Perspektiven brauchen. Sie öffnen den Raum für positive Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten jenseits des Problems.

Beispiel: „Gab es schon einmal eine Situation, in der das besser funktioniert hat?“

Fragen nach Bedürfnissen

Fragen nach Bedürfnissen helfen, die tieferen Motive und Anliegen hinter Positionen sichtbar zu machen. Sie richten den Blick auf das, was wirklich zählt, statt auf Forderungen oder Vorwürfe.

In der Mediation sind sie zentral in der Interessen- und Bedürfnisklärung. Sie fördern Verständnis und Empathie zwischen den Parteien, indem sie von Positionen zu Bedürfnissen führen – der Schlüssel zur nachhaltigen Konfliktlösung.

Beispiel: „Welches Bedürfnis steckt für Sie dahinter, wenn Sie sagen, Sie möchten mehr Rückmeldung bekommen?“
Oder auch: „Was brauchen Sie in solchen Situationen, in denen das passiert?“

Fragen nach Gefühlen

Diese Fragen laden dazu ein, Emotionen wahrzunehmen und zu benennen, ohne sie zu bewerten. Sie helfen, Spannung abzubauen und den emotionalen Gehalt des Konflikts bewusst zu machen.

In der Mediation finden sie vor allem in der Klärungsphase Anwendung, wenn Emotionen ausgesprochen und verstanden werden müssen. Sie erfordern Einfühlungsvermögen und Geduld, da sie den Kern des Konflikts berühren können.

Beispiel: „Wie haben Sie sich gefühlt, als das passiert ist?“
„Wie ging es Ihnen, als Ihr Freund sie beleidigt hat?“

Fragen nach Verantwortung

Fragen nach Verantwortung fördern die Selbstreflexion und Eigenverantwortung der Beteiligten. Sie unterstützen den Perspektivwechsel von Schuldzuweisung hin zu persönlichem Handeln.
Beispiel: „Was könnten Sie selbst dazu beitragen, dass sich die Situation verbessert?“
In der Mediation sind sie vor allem in der Lösungs- und Vereinbarungsphase sinnvoll, wenn es um konkrete Schritte und Verbindlichkeit geht. Sie stärken die Autonomie und fördern die Umsetzung von Vereinbarungen.

Fragen nach Werten

Diese Fragen thematisieren, welche Prinzipien, Überzeugungen oder Haltungen für eine Person wichtig sind. Sie vertiefen das Verständnis für das Verhalten und die Emotionen im Konflikt.
Beispiel: „Welche Werte wurden für Sie verletzt, als das geschah?“
In der Mediation sind sie in der Bedürfnis- und Klärungsphase hilfreich, um die Bedeutungsebene des Konflikts sichtbar zu machen. Sie können Brücken schlagen, wenn gemeinsame Werte entdeckt werden.

Fragen zum Perspektivwechsel

Fragen zum Perspektivwechsel laden die Parteien ein, die Situation aus einer anderen Sichtweise zu betrachten. Sie fördern Empathie, Verständnis und Kreativität. Das kann die Sicht des Konfliktpartners sein, oder auch eine außenstehende Sicht.

In der Mediation ist diese Frageart für die Phase drei der Konflikterhellung und Interessensklärung besonders geeignet, um festgefahrene Denkweisen zu lockern. Sie sind ein wichtiges Werkzeug, um gegenseitige Wahrnehmung zu fördern und neue Lösungsräume zu öffnen.

Beispiel: „Ihr Partner sitzt zwar hier direkt neben Ihnen, dennnoch möchte ich Sie gerne fragen, was sie denken, wie Ihr Partner das empfindet …“
„Wie würde Ihr Kollege die Situation wohl beschreiben?“
„Was würde ihr Sohn wohl dazu sagen, wenn er sie so hören würde?“

Fragen zur Selbstwahrnehmung

Fragen zur Selbstwahrnehmung fördern die innere Reflexion und helfen den Mediand:innen, ihre eigenen Gefühle, Reaktionen und Anteile am Konflikt besser zu verstehen. Sie wirken oft entschleunigend und klärend.

In der Mediation sind sie besonders in der Interessen- und Reflexionsphase (3. Phase) hilfreich, wenn die Beteiligten beginnen, Verantwortung für ihre Rolle im Konflikt zu übernehmen. Diese Fragen stärken das Bewusstsein und fördern Reife im Umgang mit Konflikten.

Beispiel: „Wie erleben Sie sich selbst in dieser Situation?“

Geschlossene Fragen

Geschlossene Fragen sind das Gegenteil von Offenen Fragen, sie lassen nur begrenzte Antwortmöglichkeiten zu – meist „ja“ oder „nein“. Sie dienen der Klärung konkreter Fakten, sollten aber sparsam eingesetzt werden, da sie den Dialog einschränken.

In der Mediation sind sie vor allem in der zweiten Phase, der Konfliktdarlegung nützlich, wenn präzise Angaben benötigt werden. Sie können helfen, Missverständnisse auszuräumen, sollten aber mit offenen Fragen kombiniert werden.

Beispiel: „Sind Sie mit den Gesprächsregeln einverstanden?“
„Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?“
„Habe ich das richtig verstanden, dass …?“

Hypothetische Fragen

Hypothetische Fragen eröffnen einen gedanklichen Raum, in dem neue Handlungsoptionen oder Perspektiven erprobt werden können – ohne direkten Realitätsdruck.

In der Mediation sind sie besonders am Anfang der Lösungsphase wirksam, wenn Alternativen erkundet oder mögliche Folgen abgewogen werden. Sie fördern Kreativität und motivieren zum Perspektivwechsel.

Beispiel: „Angenommen, Ihr Kollege würde morgen auf Sie zugehen – wie würden Sie reagieren?“

Inquisitorische Fragen

Inquisitorische Fragen sind drängend, kritisch und manchmal konfrontativ. Sie dienen der Überprüfung oder dem „Nachhaken“, können aber schnell als Angriff empfunden werden.

In der Mediation sollten inquisitorische Fragen nicht vorkommen, da sie einerseits eskalierend wirken können und andererseits nicht zur mediativen Haltung der Mediationsperson passen.. Wenn sie eingesetzt werden, dann nur bewusst – etwa zur Klärung von Widersprüchen – und stets mit äußerst sensibler Sprache.

Beispiel: „Warum haben Sie das denn überhaupt so gemacht?“
„Was haben Sie dabei gedacht, als sie den Zaun an der Stelle niedergerissen haben?“

Konkreti­sierende Fragen

Konkreti­sierende Fragen helfen, vage oder pauschale Aussagen zu präzisieren. Sie machen Beobachtungen, Ereignisse und Wahrnehmungen greifbarer.

In der Mediation sind sie zentral in der zweiten oder dritten Phase (Konfliktdarstellung und Konflikterhellung), wenn es darum geht, Interpretationen von Fakten zu trennen. Sie fördern Transparenz, verhindern Missverständnisse und erleichtern die gemeinsame Realitätserkundung. Natürlich können sie aber auch in der vierten Phase wichtig werden, wenn es um Lösungsideen geht.

Beispiel: „Woran erkennen Sie genau, dass Ihr Kollege nicht zuhört?“
„Ich möchte gerne verstehen, wie sich die Situation in der Küche zugetragen hat. Bitte schildern Sie die Situation noch einmal ein wenig genauer, so dass ich das nachvollziehen kann.“

Kränkende Fragen

Kränkende Fragen sind verletzend oder wertend formuliert und erzeugen Abwehr statt Verständigung. Sie enthalten meist Schuldzuweisungen oder versteckte Vorwürfe.

In der Mediation haben kränkende Fragen keinen Platz, weder von den Parteien noch von der Mediatorin. Wenn sie auftauchen, sollten sie thematisiert und in eine respektvolle Kommunikation überführt werden. Das Erkennen solcher Fragen ist Teil der Konfliktarbeit, da sie Hinweise auf tieferliegende Verletzungen geben.

Beispiel: „Wie oft wollen Sie sich eigentlich noch danebenbenehmen?“ (vom Mediator)
„Hast du dich je schon mal um die Küche gekümmert in deinem Leben?“ (von der Mediandin)

Lösungsorientierte Fragen

Lösungsorientierte Fragen richten den Blick nach vorn und fördern konstruktives Denken. Sie stärken Ressourcen und motivieren zu Handlungsschritten.

In der Mediation sind sie zentral in der Lösungs- und Vereinbarungsphase. Sie helfen, von der Problemfixierung zur Handlungsfähigkeit überzugehen. Besonders effektiv sind sie nach einer gründlichen Konflikterhellungs- und Klärungsphase, wenn die Parteien bereit sind, nach vorn zu schauen.

Beispiel: „Was müsste passieren, damit Sie beide wieder gut zusammenarbeiten können?“
„Was haben Sie für Ideen, um dieses Problem vom Tisch zu bekommen?“

Narrative Fragen

Narrative Fragen laden dazu ein, Geschichten zu erzählen – über Erlebnisse, Sichtweisen und Bedeutungen. Sie fördern das Verständnis für den Kontext des Konflikts und machen subjektive Wahrheiten sichtbar.

In der Mediation können narrative Fragen in der Klärungsphase (3. Phase) helfen, den Hintergrund eines Konflikts zu verstehen. Sie eignen sich besonders, um emotionale Tiefe und Identitätsthemen sichtbar zu machen, ohne zu bewerten.

Beispiel: „Wann begann diese Geschichte für Sie – und was war der Wendepunkt?“

Offene Fragen

Offene Fragen regen zum Nachdenken und Erzählen an. Sie beginnen oft mit „Wie“, „Was“ oder „Woran“ und lassen Raum für individuelle Antworten.

In der Mediation sind offene Fragen das Herzstück der Gesprächsführung – in allen Phasen. Sie fördern Selbstreflexion, Perspektivwechsel und Verständnis. Mediator:innen nutzen sie, um die Konfliktparteien in ihren Gedanken und Gefühlen zu begleiten, ohne vorzugeben.

Beispiel: „Was war Ihnen in dieser Situation besonders wichtig?“

Paradoxe Fragen

Paradoxe Fragen konfrontieren mit scheinbar widersprüchlichen Aussagen oder absurden Szenarien, um festgefahrene Denkweisen zu irritieren und neue Sichtweisen zu ermöglichen.

In der Mediation sind paradoxe Fragen mit Vorsicht in der Lösungsphase einsetzbar, wenn Humor, Irritation oder Umdeutung helfen können, Muster zu durchbrechen. Sie eignen sich eher für fortgeschrittene Mediator:innen mit sicherer Gesprächsführung.

Beispiel: „Was müssten Sie tun, damit der Konflikt garantiert nie gelöst wird?“

Provokative Fragen

Provokative Fragen zielen darauf ab, eingefahrene Denkweisen zu hinterfragen, indem sie mit Übertreibung oder Ironie arbeiten. Sie werden bewusst genutzt, um Distanz zum Problem zu schaffen und Selbstreflexion anzuregen.

In der Mediation sind sie nur sehr behutsam und in vertrauensvollem Rahmen einsetzbar – meist in der Lösungsphase oder in humorvollen Momenten. Sie können neue Perspektiven eröffnen, bergen aber das große Risiko von Missverständnissen oder Abwehr.

Beispiel: „Wäre es nicht viel einfacher, wenn Sie einfach immer Recht hätten?“

Ressourcenorientierte Fragen

Ressourcenorientierte Fragen lenken die Aufmerksamkeit auf Stärken, Kompetenzen und bereits vorhandene Lösungen. Sie fördern Selbstwirksamkeit und Optimismus.

In der Mediation sind sie besonders in der Lösungs- und Stabilisierungsphase wirksam. Sie helfen, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken und aus Erfolgen der Vergangenheit zu lernen.

Beispiel: „Was hat Ihnen in früheren Konflikten geholfen, gut damit umzugehen?“

Rhetorische Fragen

Rhetorische Fragen sind eigentlich keine echten Fragen, sondern Aussagen in Frageform, die keine Antwort erwarten. Sie können Zustimmung, Empörung oder Nachdenklichkeit erzeugen.

In der Mediation sollten sie nur sehr bewusst verwendet werden, wenn sie Verständnis ausdrücken oder Spannung lösen sollen. In der Regel sind sie ungeeignet, da sie den Dialog unterbrechen und eher monologisch wirken.

Beispiel: „Wer würde sich da nicht ärgern?“

Skeptische Fragen

Skeptische Fragen prüfen die Tragfähigkeit einer Aussage oder Lösung, ohne sie sofort zu verwerfen. Sie helfen, Widersprüche oder unklare Annahmen aufzudecken.

In der Mediation sind sie ausschließlich in der Vereinbarungsphase hilfreich, wenn es um Realitätsprüfung und Nachhaltigkeit von Lösungen geht. Wichtig ist dabei der Tonfall – skeptisch, aber nicht abwertend.

Beispiel: „Sind Sie sicher, dass das langfristig funktionieren würde?“

Skalenfragen

Skalenfragen ermöglichen, Einschätzungen und Entwicklungen messbar zu machen, indem sie nach Bewertungen auf einer Skala fragen. Sie machen Fortschritte sichtbar und erleichtern den Vergleich.

In der Mediation sind sie in allen Phasen nützlich. Sie können Ausgangspunkte für Gespräche bieten oder Veränderungen sichtbar machen, wenn Unterschiede in der Wahrnehmung bestehen.

Beispiel: „Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie zufrieden sind Sie derzeit mit der Kommunikation im Team?“

Strategisch lenkende Fragen

Strategisch lenkende Fragen werden bewusst genutzt, um den Gesprächsprozess in eine bestimmte Richtung zu steuern. Sie dienen dazu, Themen zu vertiefen, Dynamiken zu verändern oder den Fokus auf Lösungen zu lenken.

In der Mediation kommen sie vorallem in der Lösungs- und Abschlussphase zum Einsatz, wenn die Mediatorin den Prozess strukturiert oder konkretisiert. Sie sind hilfreich, um die Beteiligten aus der Problemtrance in die Handlungsorientierung zu führen, sollten jedoch nie manipulierend wirken.

Beispiel: „Was wäre ein erster kleiner Schritt, den Sie beide jetzt gehen könnten?“

Suggestivfragen

Suggestivfragen enthalten bereits eine implizite Antwort oder Bewertung und können leicht als Beeinflussung erlebt werden.

In der Mediation sind Suggestivfragen zu vermeiden, da sie die Neutralität der Mediatorin oder des Mediators gefährden. Dennoch können leicht suggestive Elemente – bewusst und empathisch eingesetzt – manchmal helfen, positive Perspektiven anzustoßen, etwa in der Lösungsphase, wenn Motivation gebraucht wird.

Beispiel: „Sie wollen doch sicher auch, dass das endlich aufhört, oder?“

Systemische Fragen

Systemische Fragen betrachten das soziale Umfeld und die Wechselwirkungen zwischen Personen und/oder Gruppen. Sie fördern Verständnis für Zusammenhänge und Rollen innerhalb des Konfliktsystems. Und sie stammen aus der Systmischen Richtung. Beispielsweise gehören Skalenfragen, die Wunderfrage und auch die Zirkulären Fragen zum Fragenkomplex der Systemischen Fragen.

Transformative Fragen

Transformative Fragen zielen auf Erkenntnis, Selbstverstehen und persönliche Entwicklung. Sie fördern innere Veränderung und stärken die Beziehungsqualität zwischen den Parteien.

In der Mediation sind sie besonders in der späten Klärungsphase oder im Abschlussgespräch wertvoll. Sie vertiefen das Verständnis für den Konflikt als Lernprozess und können den Mediand:innen helfen, gestärkt daraus hervorzugehen.

Beispiel: „Was haben Sie durch diese Situation über sich selbst gelernt?“

W-Fragen (wer, wie, was …)

W-Fragen sind klassische offene Fragen, die Information, Reflexion und Verständnis fördern. Sie beginnen mit wer, wie, was, wann, wo, warum und lassen breiten Raum für Antworten.

In der Mediation sind sie in allen Phasen einsetzbar – von der Themensammlung bis zur Lösungsfindung. Sie bilden die Basis jeder mediativ-dialogischen Gesprächsführung und ermöglichen ein tiefes, offenes Erkunden der Situation. Besonders werden sie in der zweiten Phase, der Konfliktdarstellung genutzt, wenn ich als Mediator:in den geschilderten Konflikte verstehen möchte.

Beispiel: „Was wünschen Sie sich von Ihrem Gegenüber?“

Warum-Fragen

Warum-Fragen gehören natürlich auch zur Kategorie der W-Fragen. Sie scheinen auf den ersten Blick harmlos, führen jedoch häufig in Rechtfertigungen statt in Erkenntnisse. Sie wecken leicht den Eindruck, sich verteidigen oder erklären zu müssen, und können unbewusst Schuldzuweisungen transportieren.

In der Mediation ist es deshalb ratsam, Warum-Fragen sparsam oder gar nicht zu stellen. Statt „Warum haben Sie das getan?“ wirkt „Was hat Sie dazu bewegt?“ oder „Was war Ihnen in dem Moment wichtig?“ offener und wertschätzender. In der Praxis zeigt sich, dass der Verzicht auf Warum-Fragen besonders in der Klärungs- und Gefühlsphase deeskalierend wirkt. Sie helfen, das Gespräch auf Verständnis und Kooperation auszurichten, statt auf Verteidigung und Rechtfertigung.

Beispiel: Statt „Warum sind Sie so wütend?“ lieber: „Was löst diese Wut bei Ihnen aus?“

Wunderfrage

Die Wunderfrage stammt aus der lösungsorientierten Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg. Sie lädt dazu ein, sich eine Zukunft ohne das aktuelle Problem vorzustellen – und damit Lösungsräume zu öffnen, die im Alltag oft verschlossen bleiben. Durch diese imaginative Perspektive können Ressourcen, Wünsche und Ziele sichtbar werden, die den nächsten Schritt ermöglichen.

In der Mediation wird die Wunderfrage meist am Ende der Phase drei (Konflikterhellung) zum Übergang zur Phase 4 (Lösungsphase) eingesetzt, wenn die Parteien bereit sind, nach vorn zu schauen. Sie fördert Hoffnung, Kreativität und ein gemeinsames Zukunftsbild.

Beispiel: „Stellen Sie sich vor, über Nacht wäre ein Wunder geschehen, und der Konflikt wäre gelöst – woran würden Sie am nächsten Tag zuerst merken, dass sich etwas verändert hat?“

Folgende Variante betont das konkrete Erleben der Veränderung und hilft den Mediand:innen, sich ein realistisches, positives Zukunftsbild vorzustellen, das dann Schritt für Schritt in Handlungen übersetzt werden kann.

„Angenommen, morgen wachen Sie auf und der Konflikt hat sich auf wundersame Weise gelöst – wie würden Sie miteinander umgehen, was wäre im Ton, in den Blicken oder in der Zusammenarbeit anders als heute?“

Zirkuläre Fragen

Zirkuläre Fragen betrachten die Wechselwirkungen zwischen Personen und/oder Gruppen. Sie fördern Verständnis für Zusammenhänge und Rollen innerhalb des Konfliktsystems.

In der Mediation werden sie vor allem in der Interessen- und Klärungsphase (3. Phase) eingesetzt, um Perspektivwechsel zu ermöglichen und Dynamiken sichtbar zu machen. Sie eröffnen neue Denkräume und sind ein zentrales Werkzeug in komplexen Konflikten.

Beispiel: „Was würde Ihre Tochter sagen, wenn sie dieses Gespräch zwischen Ihnen hören könnte?“

💛 Diese Frageformen gelten sowohl für die Schulmediation als auch für alle andere Bereiche der Mediation.

✨ Welche Frage ist deine Lieblingsfrage in der Mediation?

💛 Beste Grüße und alles Gute für deine Mediationen
✨ wünscht dir Christa Schäfer 💛✨

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