Jugendwort 2025: „Das crazy“ in der Kommunikation

Frau mit wirrem Gesichtsausdruck und Schirm

Sprache ist weit mehr als ein Mittel zur Verständigung – sie ist Beziehung, Haltung und Spiegel unserer Welt. In jedem Wort steckt ein Stück Identität, Geschichte und Emotion. Wer spricht, zeigt, wie er denkt und fühlt – und wer zuhört, kann verstehen, was unausgesprochen mitschwingt. Gerade in Schule und Mediation ist Sprache das Fundament für Verbindung und Verständigung. Doch Sprache verändert sich ständig: neue Wörter entstehen, alte verschwinden, Bedeutungen verschieben sich. Wenn Jugendliche heute sagen: „Das crazy“, dann ist das mehr als ein Ausdruck von Begeisterung – es ist ein Zeichen für einen lebendigen, kreativen Umgang mit Sprache. Und genau darum geht es in diesem Beitrag: Jugendwort 2025: „Das crazy“ in der Kommunikation.

Inhalt

Was bedeutet eigentlich „Das crazy“?

„Das crazy“ – so lautet das Jugendwort des Jahres 2025 – klingt auf den ersten Blick wie ein Grammatikfehler. Ein deutsches Artikelwort, ein englisches Adjektiv, kein Verb weit und breit – das ist wirklich crazy. Und genau das ist der Punkt: Jugendliche benutzen Sprache heute nicht, um Regeln zu befolgen, sondern um mit ihr zu spielen. „Das crazy“ heißt so viel wie „Das ist verrückt“, „heftig“ oder „unglaublich“ – und wird mitunter mit einem Augenzwinkern gesagt. Es ist Ausdruck von Kreativität, Gruppenzugehörigkeit und einer gehörigen Portion Ironie. Wer „Das crazy“ sagt, bricht bewusst Sprachnormen – und zeigt damit Haltung: Sprache gehört uns allen, und wir dürfen sie gestalten.

Erklärung des Langenscheidt Verlages

Der Langenscheidt Verlag kürt jährlich das Jugendwort des Jahres. Deshalb schauen wir mal, was er dazu sagt:

Manchmal fehlen einfach die Worte. Keine gute Antwort parat? Oder die passende wäre zu lang, zu ehrlich oder zu unhöflich? Genau dafür scheint das Jugendwort 2025 erfunden worden zu sein. „Das crazy“ funktioniert in fast jeder Situation – als freundliche Notlösung, als ironischer Kommentar oder schlicht als Platzhalter, wenn einem nichts Besseres einfällt.

Wer nichts mehr zu sagen hat, sagt eben: „Das crazy.“ Es kann Zustimmung bedeuten, Verwunderung, Erstaunen – oder auch ein höfliches „Ich sag lieber nichts“. Eine Art sprachlicher Joker, mit dem man jedes Gespräch elegant abkürzt oder in die Schwebe bringt.

Der Langenscheidt-Verlag nennt es treffend eine „Allzweckwaffe der Sprachlosigkeit“ – ein Ausdruck, der zeigt, wie sehr Sprache sich den Kommunikationsformen der Gegenwart anpasst. Zwischen Memes, Emojis und Sprachnachrichten braucht es manchmal gar keine ganzen Sätze mehr. Zwei Worte genügen, um alles und nichts zu sagen. Und vielleicht liegt genau darin der Reiz: „Das crazy“ ist ein Stück kollektiver Ironie – und ein Spiegel dafür, wie Jugendliche mit Überforderung, Tempo und Reizüberflutung umgehen – sprachlich leicht, aber inhaltlich ganz schön tief.

„Das crazy“ verstehen wollen

Viele Erwachsene stolpern über solche Formulierungen. Sie hören Fehler, wo Jugendliche Freiheit meinen. Doch wer genauer hinhört, merkt: Hier wird nicht einfach falsch gesprochen – hier wird neu gedacht. Jugendliche schaffen sich ihre eigene Ausdrucksform, in der Humor, Abgrenzung und Zugehörigkeit ineinanderfließen. Wer im Klassenzimmer „Das crazy“ sagt, markiert damit Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einer Stimmung, einem Moment. Sprache wird so zu einem sozialen Code.

Für uns Erwachsene – ob Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter:innen oder Mediator:innen – liegt darin eine spannende Einladung: nicht vorschnell zu korrigieren, sondern neugierig zu bleiben. Was steckt hinter dieser Ansicht? Welche Emotion, welche Dynamik? Und was lernen wir über Beziehung, wenn wir verstehen, wie Jugendliche reden – nicht nur was sie sagen?

Sollte ich auch „Das crazy“ sagen?

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob du als Lehrkraft oder erwachsene Bezugsperson das Wort auch nutzen solltest, um jugendlich rüberzukommen, um dich bei den Jugendlichen einzuschleimen oder um eine gute Verbindung zu den Jugendlichen zu suchen. Die ehrliche Antwort lautet: Eher nicht. Und nur dann, wenn es wirklich zu dir passt. Jugendliche spüren sofort, ob jemand ihre Sprache nachahmt, um dazuzugehören. Ferner wollen sie sich abgrenzen und wollen ja gar nicht, dass alle ihre Worte übernehmen. Ihre Worte sollen schon etwas Besonderes bleiben.

Es geht also nicht darum, Jugendsprache zu übernehmen, sondern sie ernst zu nehmen. Wenn du neugierig nachfragst („Was meint ihr eigentlich mit ‚Das crazy‘?“), öffnest du ein Gespräch. Und das ist viel wertvoller, als jedes Jugendwort fehlerfrei zu verwenden.

Sprache als Spiegel von Vielfalt

Sprache ist lebendig. Sie wandelt sich, mischt sich, überschreitet Grenzen – genau wie die Menschen, die sie sprechen. In der Schule treffen unterschiedliche Sprachen, Dialekte und Ausdrucksformen aufeinander. Das kann herausfordern, aber auch verbinden. Ein diversitätssensibler Blick auf Sprache bedeutet: Wir nehmen Vielfalt ernst – auch sprachlich. Wir sehen sie nicht als Störung, sondern als Reichtum. Und wir lernen, dass Kommunikation mehr ist als Grammatik: Sie ist Beziehung, Resonanz und gegenseitiges Verstehen.

Wenn Jugendliche also sagen: „Das crazy“, dann dürfen wir ruhig schmunzeln – und gleichzeitig anerkennen: Sie erfinden Sprache jeden Tag neu. Und vielleicht steckt genau darin der Mut, den wir in Schule und Gesellschaft so dringend brauchen – Mut, Dinge anders zu sagen und trotzdem verstanden zu werden.

Boomer-Wörter und die Lust am Sprachspiel

Neulich stolperte ich über ein Video eines Content-Creators, der einen originellen Gegenvorschlag machte: Statt jedes Jahr ein Jugendwort zu küren, sollten wir doch lieber einmal die Boomer-Wörter feiern. Auf der Liste stehen sprachliche Finessen wie „Firlefanz“, „Trick 17“ und „Mein lieber Herr Gesangsverein“ – Worte, die fast nostalgisch klingen und dabei so charmant versponnen sind, dass zumindest ich gerne ins Lächeln komme, wenn mir die Worte im Alltag auffallen.

Während die Jugend mit „Das crazy“ grammatikalische Grenzen sprengt, bewahrt die ältere Generation ihren ganz eigenen Wortschatz aus Redewendungen, die oft ebenso verspielt, bildhaft und humorvoll sind. Vielleicht ist das gar kein Gegensatz, sondern eine wunderbare Parallele: Beide Generationen drücken mit Sprache das Gleiche aus – Lebensgefühl. Nur eben mit unterschiedlichen Klangfarben.

Sprache drückt das Lebensgefühl aus.

Jugendwörter erzählen von Tempo, Ironie und digitalen Welten; Boomer-Wörter von Handwerk, Alltag und Sprachwitz vergangener Zeiten. Beides sind Ausdrucksformen einer Kultur, die sich ständig wandelt. Und wenn wir ehrlich sind: So mancher „Trick 17“ ist gar nicht so weit entfernt von einem modernen Lifehack.

Übrigens war „aura“ das Jugendwort des Jahres 2024. Was dahinter steht, kannst du gerne in meinem Blogartikel nachlesen oder sogar in einem englischsprachigen Podcast über meinen Blogartikel nachhören.

Sprache verbindet, wenn wir zuhören

Zwischen „Das crazy“ und „Mein lieber Herr Gesangsverein“ liegen nicht nur Jahrzehnte, sondern auch zwei Haltungen zur Sprache: die spielerische Grenzüberschreitung und die liebevolle Bewahrung. Doch beide zeigen, wie sehr Menschen Freude daran haben, sich auszudrücken, Geschichten zu erzählen und Emotionen in Worte zu fassen.

Wenn wir das ernst nehmen, entsteht zwischen Generationen kein Graben, sondern ein Gespräch – über Sprache, über Zeitgeist, über das, was uns bewegt.

Worte als Brücke zwischen Generationen

Vielleicht ist das wirklich crazy: dass uns ein Jugendwort daran erinnert, wie lebendig Sprache ist – und wie leicht wir den Kontakt verlieren, wenn wir aufhören zuzuhören. Kommunikation bedeutet immer auch Übersetzung: zwischen Altersgruppen, Lebenswelten, Sprachen und Emotionen. Wenn wir einander wirklich zuhören – jenseits von Grammatik, Gewohnheit und Bewertung – dann entsteht Verbindung.

Genau das ist der Kern von Mediation, von Vielfalt und letztlich auch von Bildung: Verstehen wollen und verstanden werden.

Sprache ist dabei nicht nur Werkzeug, sondern Haltung.

Und vielleicht liegt in einem Ausdruck wie „das crazy“ genau das, was wir heute braucht: ein bisschen Humor, Offenheit und die Bereitschaft, die Welt immer wieder neu zu hören und zu verstehen.

Zum Schluss

Sprache verbindet – wenn wir sie bewusst einsetzen. Ob im Klassenrat in der Schule, in der Mediation oder beim alltäglichen Gespräch auf der Straße. Worte können trennen oder Brücken bauen. Sie können verletzen, aber auch heilen.

Vielleicht nimmst du aus diesem Text die Lust mit, wieder einmal ganz genau hinzuhören – auf die Worte der Kinder, der Jugendlichen, der Kolleg:innen und auch auf die eigenen. Denn in jeder Begegnung liegt die Chance, durch Sprache Verbindung zu schaffen.

Bleib also neugierig, offen und gern auch mal ein bisschen „crazy“ – denn nur so bleibt Kommunikation lebendig.

Herzliche Grüße
Christa D. Schäfer 💛✨

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4 Antworten

  1. Liebe Christa, ich finde „das crazy“ richtig charmant. Als Nachhilfelehrerin mache ich donnerstags Gruppenunterricht und lausche dann fasziniert ein paar jungen Menschen aus der zwölften Klasse, wie sie mit deutschen, englischen und anderssprachigen Vokabeln jonglieren. Würde diese Ausdrücke für mich nie übernehmen, weil das nicht authentisch wäre. Und andererseits gibt es Begriffe, die haben die Generationen überdauert. Ganz oft kommt es vor, vor allem, wenn ich über Bruchrechnung spreche, dass jemand sagt: „Ist ja krass!“. Und da freue ich mich dann, dass die Freude darüber, dass ich Faktoren aus dem Zähler vor den Bruch ziehen kann, so verbindend ist, auch sprachlich, denn „krass“ haben wir in meiner Jugend in solchen Situationen auch schon gesagt.

    Die Aktion an sich, in der das Jugendwort gekürt wird, hat aber manchmal was Unangenehmes, wenn da Boomer:innen im Fernsehen lang und breit erklären, was irgendwelche Phrasen bedeuten. Naja, solange wir untereinander im Gespräch bleiben und es ist ja auch gut, dass wir für ein paar Dinge so eine Art Wörterbuch haben. Genauso ist es gut, dass die jüngeren Generationen auch ein paar „Geheimausdrücke“ für sich behalten.

    Liebe Grüße und danke für den spannenden Einblick!
    Angela

    1. Hallo Angela,
      was für ein schöner Kommentar – ich hab ihn so gern gelesen. Ich mag, wie aufmerksam du den jungen Leuten zuhörst und dir deine Gedanken dazu machst. So bleibst du ganz nah dran – am echten Leben und, wie man so schön sagt, am „Puls der Zeit“.

      Ich finde es auch wunderbar, wie du beschreibst, dass Sprache verbinden kann, gerade dann, wenn sie sich verändert. „Krass“ – ja! Das war auch in meiner Jugend schon ein Lieblingswort, und irgendwie fühlt es sich tröstlich an, dass es immer noch „lebt“. Sprache ist einfach hochspannend. Und wem sage ich das. Du als Fachfrau im Bereich Lernen hast da ja sicherlich auch einen geschärften Blick 🎉

      Wenn wir zuhören, schmunzeln, neugierig bleiben – dann entsteht dieser echte Dialog zwischen den Generationen. Deshalb danke für deinen liebevollen Einblick. Ich kann mir richtig vorstellen, wie deine Gruppe da sitzt, zwischen Bruchrechnung und Wortspiel, und Sprache plötzlich zu etwas ganz Lebendigem wird. 💛✨

      Viele Grüße von Christa

  2. Liebe Christa, sehr schöner Beitrag. Als Mutter 2 erwachsener Töchter habe ich mich früher (als diese noch in der Pubertät waren) tatsächlich öfters gefragt, ob ich auch diese Sprache sprechen soll? Du gibst hier eine gute Antwort auf diese Frage und in Zukunft ist für mich klar, ich mache das nicht. Ganz toll gefällt mir auch der Aspekt mit den Boomer-Wörtern. Da erkennen wir Boomer uns gleich all wieder und können sofort was damit anfangen. Sehr schön!!
    Alles Liebe, Monika

    1. Liebe Monika,

      wie schön, dass du das schreibst – und danke dir für deine lieben Worte! 💛
      Ja, genau das kenne ich: dieses kurze Innehalten, wenn man Jugendliche sprechen hört und sich fragt, ob man jetzt auch mal ein „slay“ oder „crazy“ einbauen sollte. 😉 Aber am Ende bleibt’s doch am ehrlichsten, wenn jede Generation bei ihrer eigenen Sprache bleibt – mit Humor und Neugier für die der anderen.

      Ich freu mich sehr, dass dir der Gedanke mit den Boomer-Wörtern gefallen hat! Ich finde es immer wieder schön, wenn Sprache Erinnerungen wachruft – ein bisschen Nostalgie, ein bisschen Lächeln, und plötzlich sind wir alle wieder mitten in unserer Jugend.

      Alles Liebe von Christa

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