Konfliktlotsen, Streitschlichter, Peer-Mediatoren, Schülermediatoren – was ist der Unterschied?

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Wenn es um Konfliktbearbeitung an Schulen geht, begegnen uns viele Begriffe: Konfliktlotsen, Streitschlichter, Peer-Mediatoren oder Schülermediatoren. Oft scheint es, als würden sie Unterschiedliches bezeichnen – dabei geht es im Kern immer um dasselbe: Schüler:innen helfen Schüler:innen dabei Konflikte eigenverantwortlich zu klären.

Und doch tragen diese Begriffe unter dem Dach der Schulmediation verschiedene Bilder, Traditionen und Schwerpunkte in sich. Sie spiegeln wider, wie Schulen, Projekte oder Träger über Konflikte und Verantwortung denken.

Konfliktlots:innen – Orientierung im Streit

Der Begriff Konfliktlots:in ist besonders im Berliner Raum beliebt. Er weckt das Bild von Kindern, die anderen helfen indem sie diese „durch den Streit hindurchlotsen“.

Inhaltlich unterscheidet sich die Arbeit dieser Schüler:innen nicht von der anderer Programme. Alle Schüler:innen begleiten Gespräche, sorgen für die Einhaltung des Sicheren Rahmens, hören zu und helfen, Vereinbarungen zu treffen. Das Wort „Lotsen“ betont dabei besonders die Hilfestellung: nicht bewerten, nicht entscheiden, sondern den Weg zur Lösung mitgestalten lassen.

Viele Grundschulen nutzen diesen Begriff, weil er bildhaft, kindgerecht und positiv klingt – und damit den Zugang zum Verfahren der Konfliktlösung erleichtert.

Streitschlichter:innen – ein Klassiker mit Tradition

Streitschlichtung ist einer der ältesten Begriffe in der deutschen Schulmediationsbewegung. Er entstand in den 1980er Jahren, als viele Schulen erstmals Programme zur Gewaltprävention aufbauten.

Die sogenannten Streitschlichter:innen erhalten ebenfalls eine Schüler-Mediationsausbildung und arbeiten nach diesen Prinzipien. Sie werden in Gesprächsführung und Konfliktlösekompetenzen geschult und unterstützen daraufhin Mitschüler:innen bei der Klärung ihrer Konflikte. Der Begriff „Streitschlichter“ hat sich in vielen Gegenden Deutschlands etabliert.

Das Wort „Schlichtung“ legt den Fokus etwas stärker auf Ausgleich und Vermittlung. Schlichter (im Erwachsenenbereich) hören sich die Sichtweisen der Streitenden an und geben dann die Lösung vor. Deshalb verwirrt dieser Begriff manche Fachleute, die bei Streitschlichter:innen Schlichtung erwarten, aber Mediation bekommen.

Peer-Mediator:innen – Gleichaltrige als Vermittler:innen

Der Begriff Peer-Mediation stammt aus dem Englischen und betont das Grundprinzip: Konflikte werden von Gleichaltrigen (Peers) begleitet.

Der Begriff der Peer-Mediation betont den hinter diesem Programm stehenden Peer-Gedanken und das Peer-Learning bzw. die Peer-Beratung. Schüler:innen begleiten Schüler:innen. Menschen begegnen sich auf Augenhöhe in ungefähr derselben Altersstruktur. Gerade in Österreich ist dieser Begriff wichtig für die Schulen und das dahinterstehende Konzept geworden. Inhaltlich enthält die Peer-Mediations-Ausbildung dieselben Elemente wie alle vorher genannten Formate.

Ich finde diesen Begriff nicht optimal, weil er die Altersstufe nicht benennt, in der die Peer-Mediation durchgeführt wird. Würden im Seniorenheim Mediator:innen ausgebildet, so wäre dies ebenso Peer-Mediation, denn Senior:innen würden den Streit anderer Senior:innen mediieren.

Schülermediator:innen – der präziseste Begriff

Ich selbst verwende am liebsten den Begriff Schülermediator:innen. Er ist klar, professionell und auf den Schulkontext bezogen.

Schülermediator:innen arbeiten nach den Phasen der Mediation, achten auf Freiwilligkeit und Vertraulichkeit und fördern Verantwortungsübernahme. All das haben sie mit den Schüler:innen gemeinsam, über die ich bei den letzten drei Begriffen berichtet habe. Der Begriff Schülermediator:in ist jedoch neutral, geschlechtergerecht und beschreibt die Tätigkeit präzise: Schüler:innen übernehmen Mediationsaufgaben.

Viele aktuelle Ausbildungskonzepte orientieren sich an diesem Begriff, weil er die Methode und den Kontext vereint – und gleichzeitig offen lässt, ob es sich um Grundschule oder weiterführende Schule handelt. Und auch ich nutze ihn in meinen Ausbildungsgruppen und Zusammenhängen.

Deshalb: Verschiedene Worte, ein gemeinsames Ziel

Auch wenn die Begriffe unterschiedlich klingen, meinen sie im Schulkontext im Grunde dasselbe: Kinder und Jugendliche werden befähigt, Konflikte eigenständig, respektvoll und gewaltfrei zu lösen.

Welche Bezeichnung eine Schule wählt, hängt oft von Tradition, Träger oder regionaler Entwicklung ab – nicht von inhaltlichen Unterschieden. Manche Schulen sprechen lieber von Konfliktlots:innen, andere bleiben bei Streitschlichtung, wieder andere setzen auf Schülermediation.

Am Ende zählt nicht das Etikett, sondern die Haltung: Zuhören, Verständnis schaffen, Verantwortung übernehmen, Konflikte klären, Frieden geben.

Und warum ich von Schülermediator:innen spreche

Wie bereits angedeutet, verwende ich in meiner Arbeit und meinen Ausbildungen den Begriff Schülermediator:innen, weil er meiner Ansicht nach am treffendsten beschreibt, was geschieht: Schüler:innen wenden die Prinzipien der Mediation an, um Konflikte in ihrer Schulgemeinschaft zu lösen.

Der Begriff ist einladend, respektvoll und zeitgemäß – und er verbindet den pädagogischen Auftrag mit der mediationsorientierten Haltung, die Schulen heute brauchen.

Ob du sie nun Konfliktlots:innen, Streitschlichter:innen, Peer-Mediator:innen oder Schülermediator:innen nennst – entscheidend ist, dass die Schüler:innen ihre Aufgabe ernst nehmen: Brücken bauen zwischen Menschen.

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