Das offizielle Motto für den Weltkindertag 2025 lautet „Kinderrechte – Bausteine für Demokratie“. Mein Motto für den Weltkindertag 2025 habe ich etwas anders gewichtet, denn am 20.09.2025, dem Weltkindertag 2025, ist zugleich der Internationale Tag des Weltfriedens, und deshalb mein Motto für den Weltkindertag 2025: Jedes Kind hat das Recht auf Schutz – gerade jetzt in dieser Zeit, in der Kriege und Krisen weltweit zu finden sind.
Wenn Bomben fallen, sind es die Kinder, die am lautesten weinen – und die am wenigsten dafür können. In der Ukraine, im Gazastreifen, im Sudan, in Syrien, in Afghanistan und in so vielen weiteren Regionen dieser Welt werden Kinder mitten ins Herz der Gewalt hineingezogen. Sie verlieren Eltern, Geschwister, Freunde. Sie verlieren ihre Schulen, ihre Spielplätze, ihre Geborgenheit. Und oft verlieren sie das, was jedes Kind haben sollte: eine unbeschwerte Kindheit.
Wir sehen die Bilder in den Nachrichten: kleine Körper in Rettungsdecken, weinende Kinder auf der Flucht, verlassene Schulhöfe mit zerborstenen Fenstern. Diese Bilder gehen mir unter die Haut – und doch verschwinden sie allzu schnell wieder aus der Aufmerksamkeit.
Dabei gilt: Jedes Kind hat das Recht auf Schutz. Nicht nur in Friedenszeiten, nicht nur dort, wo es uns geografisch nahe ist – sondern immer, überall, für alle Kinder.
Deshalb möchte ich am Weltkindertag 2025 genauer hinschauen: Und in meinem Blogartikel auf das folgende Thema aufmerksam machen: Was bedeutet das Kinderrecht auf Schutz im Krieg – und warum ist es gerade jetzt so wichtig?
Inhalt
Aktueller Bezug
Der Weltkindertag 2025 fällt in eine Zeit, in der die Nachrichten täglich von neuen Kriegen und Krisen berichten. Kaum ein Kontinent ist frei davon. Im Osten Europas dauert der Krieg in der Ukraine nun schon Jahre an, und jedes Kind dort wächst mit Sirenen, zerstörten Schulen und der ständigen Angst vor Angriffen auf. Kinder im Gazastreifen erleben Hunger, Vertreibung und Gewalt – viele von ihnen haben ihr Zuhause mehrfach verloren. Und im Sudan tobt ein Bürgerkrieg, der Millionen Menschen zur Flucht zwingt, darunter zahllose Kinder. Auch in Syrien ist der Frieden nach mehr als einem Jahrzehnt Bürgerkrieg noch lange nicht zurückgekehrt.
Kinder sind in all diesen Konflikten nicht nur zufällige Opfer – sie sind die verletzlichsten Betroffenen. Studien von UNICEF berichtet, dass über 473 Millionen Kinder, also mehr als jedes sechste Kind weltweit, heute in Konfliktgebieten leben. Eine Anzahl, die schier unvorstellbar ist.
Weitere UNICEF-Zahlen zu Kindern in bewaffneten Konfliktsituationen (Stand Dez. 2024)
- 473 Mio. Kinder – mehr als jedes sechste Kind weltweit – leben heute in einem Konflikt- und Kriegsgebiet.
- Anteil hat sich seit den 1990er Jahren fast verdoppelt (von 10 % auf 19 %).
- Bis Ende 2023 wurden 47,2 Mio. Kinder durch Konflikte und Gewalt vertrieben; 2024 steigt die Zahl weiter.
- Kinder machen 40 % aller Geflüchteten und 49 % aller Binnenvertriebenen aus – obwohl sie nur 30 % der Weltbevölkerung sind.
- 2023 verifizierten die UN 32.990 schwere Kinderrechtsverletzungen an 22.557 Kindern – Rekordwert.
- Mehr als 52 Mio. Kinder in Konfliktgebieten besuchen keine Schule.
- In Gaza und Sudan konnten Kinder über ein Jahr lang keine Schule besuchen.
- Hunger: Über eine halbe Million Menschen in 5 Konfliktländern leiden unter akutem Hunger („IPC-Phase 5“).
- 40 % aller ungeimpften Kinder weltweit leben in Konfliktländern – mit hoher Anfälligkeit für Masern, Polio u.a.
- Psychische Folgen: Depressionen, Albträume, Angststörungen sind weit verbreitet.
Dabei ist es nicht nur die unmittelbare Gewalt, die Kinder trifft. Krieg nimmt ihnen ihr Zuhause, ihre Sicherheit, ihre Routine, ihre Freundschaften – kurz gesagt: ihre Kindheit. Wenn Bomben fallen, ist kein Ort mehr sicher, weder Klassenzimmer noch Spielplatz.
Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir am Weltkindertag nicht nur feiern, sondern auch hinschauen. Denn hinter den nüchternen Schlagzeilen verbergen sich Gesichter, Namen und Geschichten von Kindern, die eigentlich nichts anderes wollen, als das was alle Kinder wollen: in Sicherheit spielen, lernen und groß werden.
Kinderrecht im Fokus
Die Weltgemeinschaft hat längst anerkannt, dass Kinder besonderen Schutz brauchen – gerade in Kriegs- und Krisenzeiten. In der UN-Kinderrechtskonvention, die 1989 verabschiedet wurde und inzwischen von fast allen Staaten der Welt ratifiziert ist, steht es schwarz auf weiß: Kinder haben ein Recht auf Schutz.
Besonders wichtig ist hier Artikel 38. Dort verpflichten sich die Staaten, Kinder in bewaffneten Konflikten zu achten und zu schützen. Kein Kind darf als Soldat eingesetzt werden. Kinder müssen vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung bewahrt werden. Zudem haben sie Anspruch auf humanitären Beistand, wenn sie Opfer von Kriegshandlungen werden.
Der Wortlaut von § 38 aus der UN-Kinderrechtskonvention
(1) Die Vertragsstaaten verpflichten sich, die für sie verbindlichen Regeln des in bewaffneten Konflikten anwendbaren humanitären Völkerrechts, die für das Kind Bedeutung haben, zu beachten und für deren Beachtung zu sorgen.
(2) Die Vertragsstaaten treffen alle durchführbaren Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Personen, die das fünfzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, nicht unmittelbar an Feindseligkeiten teilnehmen.
(3) Die Vertragsstaaten nehmen davon Abstand, Personen, die das fünfzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, zu ihren Streitkräften einzuziehen. Werden Personen zu den Streitkräften eingezogen, die zwar das fünfzehnte, nicht aber das achtzehnte Lebensjahr vollendet haben, so bemühen sich die Vertragsstaaten, vorrangig die jeweils ältesten einzuziehen.
(4) Im Einklang mit ihren Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht, die Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten zu schützen, treffen die Vertragsstaaten alle durchführbaren Maßnahmen, um sicherzustellen, dass von einem bewaffneten Konflikt betroffene Kinder geschützt und betreut werden.
Doch das Recht auf Schutz geht noch weiter:
- Recht auf Leben und Überleben (Artikel 6) – jedes Kind hat Anspruch auf ein sicheres Aufwachsen.
- Recht auf Gesundheit (Artikel 24) – Kinder müssen medizinisch versorgt werden, auch in Krisen.
- Recht auf Familie und Geborgenheit (Artikel 9) – Kinder dürfen nicht willkürlich von ihren Eltern getrennt werden.
All diese Rechte sind keine netten Wünsche, sondern völkerrechtlich verbindlich. Jedes Land, das die Konvention unterzeichnet hat, ist verpflichtet, sie umzusetzen.
Und doch erleben wir täglich das Gegenteil: Kinder werden in Armeen rekrutiert, sie sterben durch Bombenangriffe, sie wachsen in Camps auf, ohne ausreichend Nahrung oder medizinische Versorgung. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine riesige Lücke.
Genau deshalb ist es wichtig, am Weltkindertag das Kinderrecht auf Schutz ins Zentrum zu rücken – damit wir nicht vergessen, was Kindern zusteht und was ihnen so oft verwehrt wird.
Realität versus Anspruch
Die Kinderrechtskonvention sagt klar: Kinder müssen in Kriegszeiten besonders geschützt werden. Die Realität jedoch erzählt eine andere Geschichte – eine Geschichte von gebrochenen Versprechen.
- Kindersoldaten: Trotz des Verbots kämpfen nach Schätzungen der Vereinten Nationen weltweit noch immer über 250.000 Kinder in bewaffneten Gruppen. Sie werden zwangsrekrutiert, missbraucht, ihrer Zukunft beraubt.
- Tod und Verletzung: In Syrien, Gaza, Sudan oder der Ukraine sterben täglich Kinder durch Angriffe auf Wohnhäuser, Krankenhäuser oder Schulen. Die UN dokumentiert jährlich Zehntausende schwerwiegender Übergriffe gegen Kinder.
- Flucht und Vertreibung: Mehr als die Hälfte aller Geflüchteten weltweit sind Kinder. Sie verlieren nicht nur ihre Heimat, sondern oft auch die Nähe zu Familie und Freunden. In Flüchtlingslagern sind sie Gewalt und Missbrauch besonders schutzlos ausgeliefert.
- Psychische Folgen: Angstzustände, Schlafstörungen, Depressionen – Kinder, die Krieg erlebt haben, tragen die unsichtbaren Wunden ein Leben lang mit sich. Die Narben in der Seele sind oft tiefer als die äußerlich sichtbaren.
Die bittere Wahrheit ist: Während Staaten feierlich die Kinderrechte unterzeichnet haben, werden diese Rechte in Kriegsgebieten systematisch weiterhin verletzt. Der Anspruch – jedes Kind hat ein Recht auf Schutz – zerbricht in der Realität täglich an Bomben, Gewehrkugeln und politischem Versagen.
Das macht das Thema so dringlich: Kinderrechte dürfen nicht nur auf dem Papier existieren.
Verbindung zu uns
Kriege scheinen oft weit weg zu sein – geografisch, politisch, manchmal auch emotional. Doch ihre Folgen sind längst in unserer Mitte angekommen. Geflüchtete Kinder sitzen in unseren Klassenzimmern, spielen auf unseren Schulhöfen und versuchen, in einer für sie völlig neuen Welt Fuß zu fassen.
Sie bringen ihre Geschichten mit: Nächte in Kellern während Bombenangriffen, Flucht über Grenzen, der Verlust von Angehörigen, Unsicherheit in provisorischen Unterkünften. Viele Kinder tragen Ängste in sich, die sich nicht in Worte fassen lassen. Sie brauchen Zeit, Sicherheit und Menschen, die ihnen zuhören.
Für Schulen und Pädagog:innen bedeutet das eine doppelte Aufgabe: Einerseits den Alltag zu gestalten, damit Lernen und Gemeinschaft möglich sind. Andererseits Räume der Geborgenheit zu schaffen, in denen Kinder nach all dem Erlebten wieder Vertrauen fassen können. Eine mir befreundete Lehrerin hat es einmal so ausgedrückt: „Bevor ich Mathe unterrichte, muss ich dafür sorgen, dass ein Kind sich überhaupt sicher fühlt, den Stift in die Hand zu nehmen.“
Aber nicht nur Schulen sind gefragt. Auch wir als Gesellschaft haben die Verantwortung, geflüchtete Kinder willkommen zu heißen, ihnen Teilhabe zu ermöglichen und sie nicht auf ihre Herkunft oder ihr Schicksal zu reduzieren. Jeder freundliche Blick, jedes offene Wort, jede Unterstützung im Alltag kann für ein Kind, das Schutz sucht, einen Unterschied machen.
Denn das Kinderrecht auf Schutz ist nicht abstrakt. Es bedeutet hier und heute: Wir können dazu beitragen, dass Kinder, die Krieg erlebt haben, wieder ein Stück Kindheit zurückgewinnen.
Handlungsimpulse
Das Kinderrecht auf Schutz bleibt nur dann lebendig, wenn wir es mit Taten füllen. Jede und jeder von uns kann dazu beitragen – im Großen wie im Kleinen.
Politik
- Kinderrechte ernst nehmen: Staaten müssen dafür sorgen, dass internationale Abkommen nicht nur unterschrieben, sondern auch umgesetzt werden.
- Schutz von Kindern priorisieren: Bei allen Friedensverhandlungen, humanitären Hilfen und Auslandseinsätzen muss die Perspektive von Kindern im Mittelpunkt stehen.
- Flüchtlingsschutz ausbauen: Kinder brauchen sichere Fluchtwege und verlässlichen Zugang zu Asyl und Unterstützung.
Gesellschaft
- Solidarität zeigen: Unterstützung für Hilfsorganisationen, die sich um Kinder in Kriegsgebieten kümmern.
- Willkommenskultur leben: Geflüchteten Familien mit Offenheit begegnen, Kinder nicht stigmatisieren.
- Öffentlich Druck machen: Kinderrechte politisch einfordern – auch durch zivilgesellschaftliches Engagement.
Pädagogik und Alltag
- Schule als Schutzraum gestalten: Kinder brauchen Orte, an denen sie sich sicher fühlen – körperlich wie emotional.
- Traumata sensibel begleiten: Pädagog:innen können aufmerksam sein für Signale von Belastung und traumasensibel arbeiten bzw. bei Bedarf professionelle Hilfe vermitteln.
- Gemeinschaft stärken: Projekte wie Klassenrat, Mediation oder gemeinsame kreative Aktivitäten helfen, dass Kinder sich wieder als Teil einer Gemeinschaft erleben.
- Zuhören und Ernstnehmen: Schon ein offenes Ohr und ehrliches Interesse können für ein Kind, das Krieg erlebt hat, ein Stück Heilung bedeuten.
Falls du dich dafür interessierst, wie man mit Kindern über Krieg sprechen kann, lies gerne meinen Blogartikel dazu.
Fazit
Am Weltkindertag 2025 dürfen wir nicht vergessen: Kinder sind die verletzlichsten Opfer von Kriegen – und zugleich diejenigen, die am wenigsten dafür können. Während Erwachsene Kriege führen, verlieren Kinder ihre Sicherheit, ihre Freunde, manchmal sogar ihre Eltern. Sie verlieren ein Stück ihrer Kindheit, das ihnen niemand zurückgeben kann.
Doch Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“. Sie haben eigene Rechte, die wir schützen müssen. Das Recht auf Schutz ist eines der wichtigsten davon – weil ohne Schutz alles andere bedeutungslos wird: Bildung, Spiel, Gesundheit, Entwicklung.
Wenn wir von einer besseren Zukunft sprechen, beginnt sie damit, dass wir Kinder hier und heute vor Gewalt bewahren. Dass wir ihnen sichere Orte schaffen – in Schulen, in Gemeinschaften, in unseren Herzen. Dass wir sie nicht als Opfer, sondern als Menschen mit Würde und Potenzial sehen.
Der Weltkindertag ist kein Tag zum Wegschauen, sondern ein Tag zum Hinschauen. Ein Tag, um laut zu sagen: Jedes Kind hat das Recht, in Frieden und Sicherheit aufzuwachsen.
Und es liegt an uns allen – Politik, Gesellschaft, Pädagog:innen und Eltern –, dafür einzustehen. Nicht irgendwann, sondern jetzt.
Mein Appell
Sprich mit Kindern über ihre Rechte. Teile diesen Artikel, damit mehr Menschen hinschauen. Unterstütze Organisationen, die Kinder in Kriegsgebieten schützen. Und vor allem: Sei im Alltag eine Stimme für die Schwächsten.
Denn jedes Kind verdient Schutz – und deine Haltung kann einen Unterschied machen.
Herzlichst, deine Dr. Christa Schäfer 💚💛


