So viele Konflikte in der Corona-Zeit

Corona ist doof und ich wünsche mir nichts mehr, als dass die Zeiten endlich wieder einfacher und besser werden. Eines jedoch finde ich dennoch höchst spannend, nämlich was für einen Einfluss unsere aktuelle Zeit auf die Konflikte und das Konfliktverhalten hat. Gerne möchte ich deshalb den Blick auf Kinder, Jugendliche und Familien in der Corona-Zeit schärfen. Deshalb dieser Blogartikel über die vielen Konflikte in der Corona-Zeit.

Inhalt

Eine Studie zur Situation von Kindern und Jugendlichen

Gerade ist die neue COPSY-Studie herausgekommen, die von der Forschungsabteilung Child Public Health des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf erstellt wurde. Die Studie versucht herauszufinden, wie es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der derzeitigen Corona-Krisensituation bestellt ist. Bereits im Sommer 2020 wurden die Ergebnisse des ersten Lockdowns vorgelegt. Jetzt, im Februar 2021, gibt es die neuen Ergebnisse zum zweiten Lockdown, in denen deutlich wird, wie sich die psychische Gesundheit von Kindern rapide verschlechtert hat.

Die Ergebnisse der Studie sind nicht verwunderlich, sie treffen sich sogar mit meinen Beobachtungen und meiner Einschätzung der Lage. Dennoch sind sie nicht minder belastend und machen mich traurig.

Ein kurzer Auszug aus der Presseerklärung des Universitätsklinikums:

Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter verschlechtert. Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste haben noch einmal zugenommen, auch depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden sind verstärkt zu beobachten. Erneut sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund betroffen.“

Einige Ergebnisse der Studie:

  • Die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen hat abgenommen, während Ängste und Sorgen zugenommen haben. Es treten vermehrt depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden auf.
  • Ebenfalls hat sich das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen verringert. Mehr Süßigkeiten, weniger Sport, höherer Medienkonsum, so lautet die derzeitige Devise in vielen Familien.
  • Ferner berichten Kinder und Jugendliche verstärkt über Streit in ihren Familien, über schulische Probleme und ein schlechteres Verhältnis zu ihren Freunden.

Weiter hat sich herausgestellt, dass auch der Schulabsentismus in der Nach-Corona-Zeit stark gestiegen ist. Natürlich hat die mit Angst und weiteren Reaktionen auf die schwierige vergangene Zeit zu tun. Mein Blogartikel zum Schulabsentismus während der Pandemiezeit bringt weitere Details zu diesem Thema. Jetzt aber zu den vielen Konflikten in den Familien zur Corona-Zeit und drei Ideen, diese ein wenig deeskalieren zu können.

Die Konflikte in den Familien haben zugenommen

Als Pädagogin und Mediatorin denke ich insbesondere über den Streit in den Familien nach. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass der Stress, den eine Familie „mit dem Außen“ hat, sich auch nach „Innen“ auswirkt. Und das führt zu so vielen Konflikten in der Corona-Zeit.

Der Familienalltag „steht Kopf“. Während es vor Corona geregelte Tagesabläufe gab, so ist jetzt in der Corona-Zeit in vielen Familien die Planbarkeit der Situation abhanden gekommen. Mütter, Väter oder auch beide Elternteile arbeiten im Home Office. Kinder und Jugendliche arbeiten als Schüler*innen im Distanz-Lernen. Kita-Kinder sind ebenfalls zu Hause und wollen betreut werden. Oma und Opa dürfen nicht mehr unterstützen. Freunde dürfen nicht mehr besucht werden. Die derzeitige Kälte kommt dazu. Manche Familien nutzen das Wetter und gehen Schlittschuhlaufen oder Schlitten fahren. Andere Familien bleiben gerade aufgrund des Wetters mehr innerhalb der Wohnung und alles verschärft sich.

Neben dem Home Office gibt es viele Aufgaben für Eltern oder alleinerziehende Mütter oder Väter: Essen kochen, Hausaufgaben beaufsichtigen, die eigene Erwerbsarbeit bewältigen, die Kinder beaufsichtigen, mit ihnen spielen, die Fernsehzeiten regeln, den Computer funktionstüchtig halten, einkaufen, pünktliche Bettzeiten einhalten, den Medienkonsum eindämmen, kochen und vieles mehr.

In vielen Familien

  • fehlen die üblichen Routinen
  • gibt es mehr Isolation, Hilflosigkeit, Überforderung oder Stress
  • sind Angst und Sorgen an der Tagesordnung
  • gibt es ein hohes Potential an Konfliktzuspitzung oder sogar Gewalt

Was tun mit den vielen Konflikten in der Corona-Zeit?

Familien durch kommunikative Formate unterstützen

Je nachdem auf welcher Ebene eine Familie Unterstützung benötigt, können drei verschiedene kommunikative Formate oder Methoden eingesetzt werden. Damit können Familien die vielen Konflikte in der Corona-Zeit ein wenig mehr in den Griff bekommen.

1. Das 5-Minuten-Abendgespräch

Ein abendliches Gespräch zwischen Elternteil und Kind kann zum Ritual vor dem Bettgehen werden. Dabei können alle „ehrlich“ sprechen, es gibt kein richtig und falsch. Alle Meinungen werden akzeptiert. Ich empfehle folgende Fragen:

Was hat dir heute gefallen?
Was war doof?
Was wünscht du dir?

2. Das wöchentliche 20-Minuten-Paargespräch

Ein Mal in der Woche, vielleicht Donnerstag oder Freitag Abend, trifft sich das Elternpaar zu einer gemeinsamen Reflexion der Woche. Schön ist eine Regelmäßigkeit in den Terminen. Ein Tee schafft Atmosphäre, eine Kerze regt zur Ruhe an.

Ein Elternteil beginnt und darf 10 Minuten über die Woche erzählen.
Das zweite Elternteil unterbricht nicht, fragt nicht, hört ausschließlich zu.
Anschließend wird gewechselt und die zweite Person darf 10 Minuten erzählen,
währenddessen die erste Person ausschließlich zuhört.
Danach können beide ins Gespräch miteinander gehen oder auch das Gehörte einfach stehen und wirken lassen.

3. Die Familienkonferenz

Ein Mal in der Woche treffen sich alle Familienmitglieder zur Familienkonferenz. Es gibt Saft und Kekse, und es wird miteinander gesprochen. Dafür benötigt es zunächst Regeln: Alle sollen sich ausreden lassen und zuhören. Es wird miteinander diskutiert und es werden Entscheidungen getroffen. Groß und klein, alle sprechen mit.

Ein Familienmitglied moderiert die Sitzung, jemand anderes schreibt Protokoll und notiert die Ergebnisse. Jede und jeder darf Themen einbringen, die diskutiert werden. Alle bemühen sich, die getroffenen Vereinbarungen in der kommenden Zeit einzuhalten.

Alles Gute für deine Familie

Durch die drei kommunikativen Formate werden die Sichtweisen aller Familienbeteiligten abgeholt, alle dürfen mitsprechen, alle bekommen einen Blick füreinander und für die aktuelle Situation. Das ist Demokratie pur, denn die Konflikte werden im Miteinander konstruktiv gelöst. Außerdem werden es auf Dauer gesehen weniger Konflikte, denn die Empathie und der Blick füreinander wachsen.

Probiere gerne eines der Formate selber in deiner Familie aus. Sie unterstützen bei den vielen Konflikten in der Corona-Zeit, aber auch in Zeiten, in denen wir unter keiner Pandemie leiden müssen. Ich würde mich freuen, wenn du hier in den Kommentaren von deinen Erfahrungen berichtest.

Auf mehr Gelassenheit und Harmonie in unseren Familien,
sagt Christa Schäfer 💚🌞🍀

Hier schreibt:

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