Heiße Konflikte

Brennender Kamin mit Feuerholz

Sicherlich hast du schon heiße Konflikte erlebt. Da stehen zwei Jugendliche auf dem Schulhof sich gegenüber, beide gestikulieren wild und plötzlich nimmt die Lautstärke zu und beide schreien sich an und gehen sogar zu Handgreiflichkeiten über. Das ist ein heißer Konflikt.

Alle Konflikte zeigen in der Beginnerphase sowohl heiße als auch kalte Anzeichen. Erst in späteren Phasen geht der Konflikt eindeutig als heißer oder kalter Konflikt weiter. Die Begriffe von heißem und kaltem Konflikt gehen auf den Konfliktforscher Friedrich Glasl zurück. In dem hier vorliegenden Blogartikel geht es speziell um heiße Konflikte.

Inhalt

Definition von heißen Konflikten

Heiße Konflikte sind Situationen, in denen ein Streit oder eine Auseinandersetzung so weit eskaliert, dass die Beteiligten nicht mehr rational handeln und sich gegenseitig schaden möchten. Emotionen wie Wut, Frustration und Angst können dabei eine wichtige Rolle spielen und die Konfliktparteien dazu bringen, unüberlegte Entscheidungen zu treffen, die die Situation weiter verschärfen.

Heiße Konflikte haben im Gegensatz zu kalten Konflikten einen wesentlichen Vorteil: Die Konfliktparteien sind miteinander im Kontakt, in heißem Kontakt sozusagen. Dabei ist jedoch dieser Kontakt erst einmal unproduktiv und ich muss beide zunächst auf eine Klärung des Konfliktes einstimmen.

Oft tragen extrovertierte Menschen ihre Konflikte eher heiß aus.

Woran erkennt man heiße Konflikte?

Heiße Konflikte zeichnen sich durch Lautstärke, Sichtbarkeit, spürbare Emotionen und hörbare Unstimmigkeiten aus. Sowohl Beteiligte als auch Unbeteiligte bemerken sofort, dass hier etwas nicht in Ordnung ist. Die Konfliktparteien sind emotional aufgebracht, verteidigen leidenschaftlich ihre Ansichten und kämpfen entschlossen und mit Feuereifer für ihre Ziele. Dabei geht es darum, den Konfliktgegner um jeden Preis zu bekehren und von der eigenen Meinung zu überzeugen, da die Beteiligten von der Rechtmäßigkeit ihrer Motive und Ziele überzeugt sind.

Das Energieniveau ist bei heißen Konflikten recht hoch. Die Beteiligten suchen förmlich nach Auseinandersetzungen, Reibungen und Widersprüchen. Dadurch sind emotionale Ausbrüche typisch für diese Auseinandersetzungen. Dadurch, dass die Beteiligten nach Anhänger:innen für ihre Idee der Konfliktlösung suchen, verschärfen und erweitern sie den Konflikt. Hier können Tipps für den Umgang mit wütenden Menschen gut unterstützen.

Beispiel für einen heißen Konflikt im Schulalltag

Stell dir vor, Lisa-Marie und Leyla sind zwei Schülerinnen aus der siebten Klasse, die seit Jahren beste Freundinnen sind. Eines Tages entdeckt Lisa-Marie, dass Leyla hinter ihrem Rücken über sie gelästert hat. Verletzt und wütend konfrontiert sie Leyla auf dem Pausenhof der Schule vor den anderen Mitschüler:innen, und es kommt zu einer hitzigen Auseinandersetzung. Beide Mädchen werfen sich gegenseitig Schimpfworte an den Kopf, und die Situation eskaliert, als Lisa-Marie Leyla im Beisein aller anderen Jugendlichen auslacht. Die Umherstehenden können gerade noch verhindern, dass beide Mädchen mit Fäusten aufeinander losgehen. O je, da hatte sich anscheinend ordentlich was aufgestaut und wird entladen.

In den nächsten Tagen wird die Situation immer schlimmer. Lisa-Marie und Leyla machen die jeweilig andere schlecht und suchen Anhänger:innen. Die Klasse ist gespalten und die Spannung in der Klasse ist spürbar mies. Es kommt sogar zu Wortgefechten zwischen den beiden Anhängergruppen. Die Lehrkräfte sind besorgt, und trotz einiger Versuche, den Konflikt zu lösen, scheint die Situation festgefahren.

Der Konflikt zwischen Lisa-Marie und Leyla ist ein Beispiel für einen heißen Konflikt im Schulalltag, der sich aufgrund von Emotionen und Kommunikationsproblemen weiter verschärft hat und das Schulklima negativ beeinflusst. Um solche Konflikte zu lösen und ein friedliches Miteinander zu fördern, ist es wichtig, die zugrundeliegenden Probleme zu besprechen, offen zu kommunizieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Vorher allerdings müssen die meisten heißen Konflikte ein wenig abgekühlt werden. Klar, denn wer kann schon mit einer heißen Wut im Bauch sich ruhig in ein Mediationsgespräch begeben und dort klar denken …

Wie kann eine Mediator:in im heißen Konflikt deeskalieren?

Wichtig ist es, den heißen Konflikt etwas herunter zu dimmen, bevor die Mediation beginnt. Es heißt zunächst, als Feuerwehr zu agieren, das heißt den Brand einzudämmen, bevor größerer Schaden entsteht. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Rationalität in heiße Konflikte bringen: Durch klare Regeln für den Umgang Emotionen steuern und Eskalationen vermeiden
  • Entschleunigung fördern: Konflikte durch verlangsamte Herangehensweise abkühlen, eventuell mit Einzelgesprächen oder einem Fragebogen vorab der Mediation beginnen.
  • Begrenzung der Konfliktthemen: Fokussierung auf zentrale Punkte
  • Unterbrechung des gegenseitigen Angriffs-Ping-Pong: Ermöglichen von ruhigen, konstruktiven Gesprächen
  • Ausreichenden Raum schaffen: Jeder Konfliktpartei die Möglichkeit geben, ihre Anliegen, Ärger und Sorgen vorzutragen, ohne Unterbrechungen oder Angriffe befürchten zu müssen
  • Rückmeldung als Außenstehender: Den Konfliktparteien einen neutralen Blick auf die Situation bieten, um zur Klärung beizutragen
  • An der Gegenwart arbeiten: Bei heißen Konflikten hauptsächlich am hier und jetzt arbeiten und dann relativ früh auf die Zukunft gehen.

Gibt es spezielle Methoden für heiße Konflikte?

Heiße Konflikte brauchen zunächst deeskalierende Methoden. Gut sind dazu Methoden, die Verlangsamung und Distanz schaffen, denn diese geben Struktur und machen den Konflikt bearbeitbar.

Methode „Konfliktinterview“

Diese Methode ist gut für die Anfangszeit einer Mediation oder sogar für die Zeit noch vor dem ersten Mediationsgespräch geeignet.

Ich kann beide Streitparteien zunächst einzeln zum Konflikt befragen oder beiden Parteien ein Papier geben, auf dem sie ihre Version des Konfliktes aufschreiben oder sogar aufmalen sollen. Dabei kann dies Papier auch in Form einer Abfrage zum Konflikt gestaltet sein.

Wenn in der Schule zwei Schüler:innen mit einem heißen Konflikt aus der Pause kommen, kann ich beiden Streitparteien ein Formular in die Hand geben und sie beide bitten, dies in Ruhe auszufüllen. Hierdurch können sich die Streitparteien auf sich konzentrieren, ihre Emotionen abkühlen und in eine mediationsförderliche Stimmung kommen.

Es gibt Schulen, da haben die Lehrkräfte ein solches Formular stets zum Einsatz bereit liegen. Andere Schulen haben Buddys, die im Streitfall mit den beiden Streitenden zusammen auf den Flur gehen, damit diese in Ruhe das Formular ausfüllen können.

Mögliche Fragen auf dem Formular:

  • Mit wem hast du dich gestritten?
  • Was war das Problem?
  • Wie hat der Streit angefangen?
  • Habt ihr durch den Streit das Problem gelöst?
  • Nenne drei Lösungswege, die du probieren könntest, wenn es nochmal passiert …
  • Was möchtest du dem anderen Kind noch sagen?

Idee nach Jamie Walker: Gewaltfreier Umgang mit Konflikten in der Sekundarstufe I. Spiele und Übungen. Berlin: Cornelsen Verlag 5. Aufl. 2000. S. 149.

Auch in der Mediation unter Erwachsenen kann mit einem Fragebogen gestartet werden. Dabei empfehle ich folgende 5 Fragen:

  • Was möchten Sie in der Mediation klären? Welches Thema ist Ihnen davon am Wichtigsten?
  • Was läuft gut in der Beziehung zwischen Ihnen? Und was im gemeinsamen Arbeitskontext? Was davon sollte auf jeden Fall bewahrt werden?
  • Welches Ziel / welche Ziele möchten Sie mit der Mediation erreichen?
  • Was werden Sie tun, damit die Mediation gut verlaufen kann?
  • Welche Informationen möchten Sie uns vorab geben, damit wir gut in die Mediation starten können?

Angelehnt an einen Artikel von Consolata Peyron und milan „Wer fragt, der führt!“ In Peter Knapp (Hrsg.): Konflikte lösen in Teams und großen Gruppen. ManagerSeminare Vlg 2013, S. 25.

Methode „Konflikte malen lassen“

Ebenfalls deeskalierend und verlangsamend ist es, wenn ich die Medianden bitte, ihren Konflikt aufzuzeichnen. Sie sind dann mit sich, dem Papier, den Stiften und ihrer eigenen Vorstellung vom Konflikt beschäftigt. Die Anleitung zur Übung kann lauten:
„Ich habe hier Zetteln und Stifte. Bitte zeichnet den Konflikt auf.“

Zugegeben, diese Methode muss zu mir als Mediator:in und auch für die Medianden passen. Und wenn sie dies tut, so sind die Effekte dieser Übung wirklich unglaublich. Probiere es gerne aus!

So, und nun wünsche ich dir stets eine gute Entscheidung, wenn du es als Mediator:in oder Pädagog:in mit einem heißen Konflikten zu tun hast …

sagt Christa

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